Reisebericht Usbekistan
Ein Beitrag von Maral Schumann
Dieser Blogbeitrag behandelt meine Forschungsreise nach Usbekistan, einem mittelasiatischen Land, welches ein wichtiger Knotenpunkt der Seidenstraße war, in dem Menschen aus verschiedenem ethnischem Gruppen und unterschiedlicher Kulturen, Religionen und Sprachen zusammenkamen.
Während meiner zweiwöchigen Reise habe ich insgesamt drei für meine Forschung relevante usbekische Städte besucht, mir viele wichtige Kenntnisse angeeignet, Kontakte zu usbekischen Wissenschaftlern geknüpft und ersten Schritte für eine zukünftige Zusammenarbeit unternommen. Meine Reise startete von Deutschland aus nach Tashkent, der usbekischen Hauptstadt.
In der Hauptstadt Tashkent gab es wenige sprachliche
Probleme, da dort die englische Sprache besser bekannt ist als in anderen
Teilen des Landes. Dort habe ich mehrere Museen, u.a. das Staatliche Museum der
Geschichte besucht, in welchem einzigartige Artefakte aus der Region aufbewahrt
werden.
Abb.1: Staatliches Museum der Geschichte, Tashkent
Im Staatlichen Museum der Geschichte sind Objekte aus prähistorischer
bis hin zur islamischen Zeit ausgestellt. Besonderes anziehend fand ich die
ausgestellten Ossuarien und Wandmalereien, aber auch gut erhaltene
architektonische Elemente.
Abb.2: Ossuarien (links), Wandmalerei aus einem Palast (rechts), Staatliches Museum der Geschichte, Tashkent
Sehenswert ist das Museum für angewandte Kunst, in
welchem eindrucksvolle Architektur aus islamischer Zeit sowie viele textile Objekte,
traditionelle Musikinstrumente und Edelmetallgefäße besichtigt werden können.
Abb.3: Museum für angewandte Kunst, Tashkent
Mitten in der Hauptstadt befinden sich die Reste der antiken Stadt „Ming Urik“, welche zwischen dem 7. und 13. Jh. besiedelt gewesen sein soll. Im Jahr 1890 fand dort die erste Ausgrabung statt und dabei wurde der heute noch sichtbare Teil der historischen Stadt freigelegt. Die Anlage wurde 2008 überdacht. Ein Teil des vorderen Bereichs wurde aktuell für den Tourismus aufbereitet, aber die restliche Anlage bzw. die archäologischen Reste der historischen Stadt sind für Forschende zugänglich. Sehr auffällig sind die Scherbenhaufen verschiedener Keramiktypen, die man normalerweise in Museen und Archiven erwarten würde. Diese lagen hier allerdings in mehreren Ecken unkontrolliert und ungeschützt herum.
Abb.4: Ming Urik, eine Siedlungsruine, Tashkent
Das „Amir-Timur-Museum“ und das „Museum der
orientalischen Miniaturkunst“ gehören ebenfalls zu den wichtigen Museen in
Taschkent.
Abb.5: Brunnen auf dem Unabhängigkeitsplatz in Taschken (oben-links), eine Straße in Zentrum (oben-rechts), typisch usbekisches Brot (unten-links), eine Parkanlage mit ziemlich viele Bewesserungsrohre, die aus der Wiese herausschauen (unten-rechts)
Meine nächste Station war die Stadt
Samarkand, welche von Tashkent aus mit dem Zug sehr gut in ca. zwei Stunden zu
erreichen ist. Auf dieser Strecke verkehrt der „Afrasiab“, ein aus spanischer Produktion
stammender Schnellzug mit europäischem Standard. Die Stadt Samarkand ist stark
von islamischer bzw. timuridenzeitlicher Architektur geprägt und beherbergt
viele Museen sowie ärchäologisch bedeutsame Fundorte in ihrem direkten Umland.
Abb.6: Registan-Platz, Samarkand
Eines der berühmten Denkmäler der Stadt ist Registan. Hierbei
handelt es sich um einen Gebäudekomplex, der aus zwei Madresa (Religionsschulen)
und einer Moschee aus dem 14./15. Jh. besteht. Er wird nachts eindrucksvoll
beleuchtet und zieht viele Touristen an. Ein für mein Projekt bedeutsames
Museum ist das „Museum of Cultural History of Samarkand“, welches zahlreiche
Ossuarien aus der Region beherbergt. Dort hatte ich ein Gespräch mit dem
Direktor des Museums und er führte mich auch persönlich durch das Museum. Ich hatte die Gelegenheit,
einige wichtige Objekte zu fotografieren, und wir sprachen über eine mögliche
zukünftige Zusammenarbeit. Leider befanden sich einige Objekte während dieser
Zeit in einer Sonderausstellung in Berlin und konnten nicht vor Ort besichtigt
werden.
Abb.7: Museum of Cultural History of Samarkand, Im Gespräch mit Museumsdirektor (links), Ein Hinweisschild für Objekte, die sich in der Sonderausstellung in Berlin befanden (rechts)
Ein bedeutsamer archäologischer Fundort mit dem
dazugehörigen Museum ist Afrasiab, nordöstlich von Samarkand. Der Fundort bzw. die
Siedlungsruine von Afrasiab ist leider in einem schlechten Erhaltungszustand
und stark verwittert. Im Museum vor Ort sind u. a. sehr berühmte Wandmalereien,
eine große Anzahl an Ossuarien und einige architektonische Elemente bzw.
Stuckdekorationen ausgestellt.
Abb.8: Afrasiab, Samarkand: Siedlungsruine „Afrasiab“ (oben-links), Ossuarien in Afrasiabs Museum (oben-rechts), Stuckdekoration aus Afrasiab (unten-links), Teil eines Wandmalerei aus Afrasiab (unten.rechts)
In der Akademie der Wissenschaft
Samarkand wurde ich sehr freundlich vom Vizerektor des „International Office of
Samarkand State University“ in Empfang genommen und mir wurden weitere Kollegen
aus der Universität vorgestellt.
Am darauffolgenden Tag habe ich in
Begleitung eines Landesarchäologen den Fundort Kafir
Kala besucht. Dabei handelte es sich um eine Siedlung, in deren direkter Nähe viele Ossuarien in situ gefunden wurden. Die
Ausgrabung fand in den 1980er Jahren durch russische Archäologen statt. Im Jahr
2004 legten italienische Archäologen den Thronsaal des Palasts frei und
dokumentierten ihn.
Abb.9: Kafir-Kala, Umland von Samarkand: Thronsaal (oben), Siedlungsruine des Kafir-Kalas (unten)
In anderen Museen wie dem „Museum of
Regional Studies“, welches eine wunderschöne Architektur vorweist, und dem „Madaniyat
Tarixi Davlat Museum“, das man interessanterweise nur ohne Schuhe betreten durfte,
gab es vereinzelt für mein Projekt relevante Objekte, die ich besichtigen durfte.
Abb.10: Museum of Regional Studies, Samarkand (oben),
Madaniyat Tarixi Davlat Museum (unten)
In Samarkand konnte ich viele, für meine Dissertation relevante Funde aus verschiedenen Museen besichtigen und aufnehmen. In Umland von Samarkand gab es viele archäologisch bedeutsame Fundorte, von denen ich aus zeitlichen Gründen nur wenige von besichtigen konnte. Dank neuer Kontakte zu Kollegen aus Samarkand habe ich die Möglichkeit, die relevanten Publikationen und Grabungsdokumentationen nachträglich zu erhalten.
Abb.11: ein Kunstwerkstatt in Samarkant (links und mitte), typische usbekische Linsensuppe (rechts)
Nach Samarkand war Nukus, die Hauptstadt der Autonomen
Republik Karakalpakistan in Usbekistan, der nächste Aufenthaltsort meiner
Forschungsreise.
Abb.12 traditionelles Zelt der Nomaden in Zentralasien, Namens „Jurte“. Ausgestellt in einem Hotel in Nukus.
In Nukus befindet sich das Museum „Sawitsky Museum of
Art (Staatliches Kunstmuseum der Republik Karakalpakistan)“, welches für seine
Ausstellung zentralasiatischer Kunst bekannt ist. Das Museum wird oft als
„Louvre Zentralasiens“ bezeichnet. Hier herrschten vergleichsweise strenge Verhaltensregeln
und es darf dort nicht fotografiert werden.
In Umland von Nukus befinden sich einige archäologisch
bedeutsame Fundorte, wie Mazdakhan. Es handelt sich dabei um einen Friedhof, auf
dem verschiedenen Gräber und Mausoleen aus dem 4. Jh. bis zum 20. Jh. zu sehen
sind. In den Gräbern liegen nicht ausschließlich Menschen muslimischen
Glaubens, sondern auch Personen, die in christlicher und jüdischer Tradition
bestattet wurden. Weiterhin sind einige Spuren von zoroastrischen Bestattungen
zu finden. Auffällig ist eine besondere Art muslimischer Gräber, auf die man
eine Leiter/Leichentrage legt. In lokalem Glauben werden sich diese in ein
Pferd verwandeln und die Verstorbenen in den Himmel bringen.
Abb.13: Mazdakhan, ein Friedhof in Umland von Nukus.
Gegenüber von Mazdakhan befindet sich die Ruine von
Gur Kala, welche als zoroastrischer Tempel und später als Festung interpretiert
wird.
Abb.14: Gur-Kala, eine Ruine gegenüber von Mazdakhan, Umland von Nukus.
Am nächsten Tag habe ich Chilpak besucht. Chilpak ist
ein zoroastrischer Turm des Schweigens.
Abb. 15: Chilpak, Reste eines Turms des Schweigens, Umland von Nukus
Mit dieser eindrucksvollen Besichtigung ging auch
meine Reise zu Ende. Ich reiste zurück nach Taschkent und von dort aus zurück
nach Deutschland.
Usbekistan ist ein sehr schönes Land, das sich durch
freundliche Menschen und beeindruckende Landschaften auszeichnet. Die
Großstädte sind sauber und werden grün gehalten. Während der größte Teil der
Bevölkerung muslimischen Glaubens ist, werden andere Religionen toleriert. Man
kann vieles über lokale Kultur und Kunst erfahren, besichtigen und studieren. Die
usbekischen Wissenschaftler zeigen sich an internationaler Zusammenarbeit
interessiert, allerdings ist die Kommunikation auf anderen Sprachen außer Usbekisch
und Russisch nicht immer leicht. Bei dieser Forschungsreise habe ich mir viele
nützliche Informationen für mein Projekt angeeignet und ich schätze dies
allgemein als sehr positiv ein. An dieser Stelle möchte ich mich herzlich bei
Frau Jakobuva von der Universität Samarkand bedanken. Sie hat mich während
meines Aufenthalts in Samarkand begleitet und mich während meiner gesamten
Reise stark unterstützt.
Kommentare
Kommentar veröffentlichen