Besuch unserer Kooperationspartner aus Heidelberg vom SFB 933 „Materiale Textkulturen“

Ein Beitrag von Katharina Zartner.

Am 24. Januar hatten wir Besuch von unserem Kooperationspartner aus Heidelberg: Eine siebenköpfige Gruppe des Heidelberger Sonderforschungsbereichs 933 „Materiale Textkulturen“ kam nach Mainz zu unserer Plenumssitzung. Die gegenseitigen Besuche des SFBs und des GRKs sind inzwischen zu einer liebgewonnenen Tradition geworden – und doch stand das Treffen diesmal unter einem besonderen Stern. Für den SFB 933 war für Februar die Begehung durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft angesetzt, die über die Weiterförderung des Forschungsverbundes (dritte Förderphase) entscheiden wird. Beim Stichwort „Begehung“ werden bei uns, den Mitgliedern des Mainzer GRKs 1876, sofort Erinnerungen wach. Knapp eineinhalb Jahre ist es inzwischen her, dass wir uns der gleichen Herausforderung stellen mussten. Bei uns allen ist noch präsent, wie viel kleinteilige, wochenlange Vorbereitungsarbeit eine solche Begehung erfordert, wie groß die Aufregung ist und, nicht zuletzt, wie viel davon abhängt. Unsere Begehung im September 2017 haben wir in Teamarbeit gemeistert und konnten uns schließlich über die Bewilligung der Weiterförderung freuen. Vor diesem Hintergrund war es für uns selbstverständlich, mit unseren Gästen auf deren Wunsch hin eine kleine „Probe-Begehung“ durchzuführen und Vorträge sowie Projektposter vorab zu begutachten.

Von fruchtbaren Obstgärten
Prof. Dr. Ludger Lieb, der Sprecher des SFBs 933, stellte uns die Strukturen und Leitideen des Sonderforschungsbereichs in einem Kurzvortrag vor. Zunächst gab er einen kurzen Überblick über die beeindruckende Liste an beteiligten altertumswissenschaftlichen Disziplinen, in der wir auch fast alle im GRK 1876 vertretenen Fächer wiederentdecken konnten. Untersuchungsgegenstand aller beteiligten Disziplinen sind Texte in Relation zu den jeweiligen Medien bzw. Objekten, auf denen sie niedergeschrieben wurden. Den Aufbau der verschiedenen Forschungsbereiche und Teilprojekte im SFB beschrieb Prof. Lieb als Obstgarten. So benötigen die Forschungsfragen einen fruchtbaren Boden, um starke Wurzeln bilden zu können, sowie motivierte, engagierte Gärtner, d.h. Forschende, die den Ideen zu Wachstum verhelfen und schließlich bei der Ernte gute Ergebnisse hervorbringen. Die Früchte des wissenschaftlichen Arbeitens dienen wiederum als Grundlage zur Weiterverarbeitung in weiterführender Forschung. Davon, wie sich die Forschungsarbeit des SFBs 933 genau gestaltet, konnten wir uns anhand ausgewählter, für die Begehung vorgesehener Beiträge ein Bild machen.

Die Teilprojekte: 
Einblicke in vergangene und künftige Forschung
In einem weiteren Kurzvortrag berichtete Adrian Heinrich, Doktorand der Assyriologie, über die Entwicklung von neuen Methoden und Lösungsstrategien im SFB. Darüber hinaus zeigte er anhand eines Tontafelfragmentes, wie unabdingbar es für ein umfassendes Verständnis ist, einen Text nicht losgelöst von seinem Material zu betrachten, sondern Text und Material als eine Einheit zu verstehen. Diese Herangehensweise ermöglicht es, auch aus dem kleinsten Textfragment noch Erkenntnisse zu gewinnen.

Einblicke in weitere bestehende Teilprojekte sowie geplante Forschungsvorhaben für die dritte Förderphase boten uns die Mitglieder des SFBs 933 bei einer Posterpräsentation. Dr. Stefan Ardeleanu stellte das Teilprojekt „Beschriebenes und Geschriebenes im städtischen Raum der griechisch-römischen Antike und des Mittelalters“ (TP A01) vor, das sich mit beschrifteten Denkmälern im (halb-)öffentlichen Raum beschäftigt. Mit Inschriften in liturgischen Räumen hingegen beschäftigt sich das Projekt „Schrift und Schriftzeichen am und im mittelalterlichen Kunstwerk“ (TP A05), welches Lisa Horstmann vorstellte und das u.a. die Bedeutung der Anbringung sowie der Sichtbarkeit von Schrift in mittelalterlichen Kirchen zum Gegenstand hat. Paul Schweitzer-Martin, Mitarbeiter im Projekt „Die papierene Umwälzung im spätmittelalterlichen Europa“ (TP A06), präsentierte interessante Einblicke in die Anfänge der Nutzung des Papiers als Schriftmedium. Anett Rózsa, erst seit kurzem Teil des Heidelberger Forschungsverbundes, gab schließlich einen Überblick über das spannende Projekt zu „Materialität und Präsenz magischer Zeichen zwischen Antike und Mittelalter“ (TP A03), an dem sie in Zukunft mitarbeiten wird.

Alle Vertreter*innen des SFBs 933 präsentierten sich und ihre Projekte auf überzeugende, professionelle und charmante Weise und hatten keine Schwierigkeiten, unsere teils kritischen Fragen zu beantworten. Wir sind überzeugt, dass bei solch guter Vorbereitung einer Weiterförderung nichts im Wege steht.


Gemütlicher Ausklang

Nach der erfolgreichen Begehungsprobe war eine Stärkung verdient. Beim gemeinsamen geselligen Abendessen in einem ostafrikanischen Restaurant haben wir den Abend gemütlich ausklingen lassen. Hier bot sich die Möglichkeit, unsere Gäste näher kennenzulernen, sich über Forschungsinteressen und die individuellen Dissertationsprojekte auszutauschen und in gemütlicher Atmosphäre zu plaudern (Abb. 1).  

Abb. 1: Tagesausklang in geselliger Runde bei leckeren ostafrikanischen Spezialitäten
 (Fotos: Prof. Dr. Ursula Verhoeven-van Elsbergen)


Zum Schluss ein kleiner Nachtrag: Inzwischen hat die Begehung in Heidelberg stattgefunden und wir haben von Mainz aus natürlich alle Daumen gedrückt. Die Gutachtergruppe hat den SFB 933 mit Nachdruck zur Weiterförderung empfohlen; die endgültige Entscheidung fällt der DFG-Hauptausschuss im Mai. Wir wünschen unseren Heidelberger Kooperationspartnern, dass ihre harte Arbeit mit der Bewilligung der Weiterförderung belohnt wird, und hoffen, dass wir bei unserem Gegenbesuch in Heidelberg im Mai gemeinsam anstoßen können!

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