Rituelle Gewalt – Rituale der Gewalt. 12. mitteldeutscher Archäologentag in Halle an der Saale.



Vom 10. bis 12. Oktober fand in Halle an der Saale der 12. mitteldeutschen Archäologentag statt, eine internationale Tagung unter dem Titel „Rituelle Gewalt – Rituale der Gewalt“, die sich mit Konzepten von Gewalt, ihrer Ausübung und möglichen Ritualisierungen in unterschiedlichen Kontexten der Ur- und Frühgeschichte, des Mittelalters und der Neuzeit auseinandersetzte. Das Thema „Gewalt“ liegt unseren Forschungsinteressen sehr nahe und ist darüber hinaus ein Haupbestandteil unserer Dissertationsprojekte.

Wir freuten uns sehr darüber, gleich zu Beginn unserer Tätigkeit als wissenschaftliche Mitarbeiter des GRK 1876 an der Tagung teilnehmen zu können. Der erste Tagungstag (10. Oktober) überschnitt sich tatsächlich mit dem letzten Tag unserer Einführungswoche, sodass wir erst am Ende des ersten Tags der Tagung ankamen, an dem es auf theoretischer Ebene um Gewalt und ihre anthropologischen und sozialen Auswirkungen ging. Wir kamen noch rechtzeitig an für den Vortrag von Herrn Prof. Roderick Campbell (New York), „Ritual Violence, Sovereignty and Being“, der nicht nur ein theoretisches Konzept von Gewalt als politisches und soziales Element der Menschengeschichte präsentierte, sondern auch Bezug auf sein Spezialgebiet nahm: den spezifischen Fall der Menschenopfer während der chinesischen Shang-Dynastie. Beim anschließenden Stehempfang hatten wir die Gelegenheit, uns mit anderen Fachkolleginnen und Forscherinnen zu unterhalten, und David durfte Fragen zu seinem Poster beantworten (Abb. 1).
 
Abb. 1. David Usieto stellt sein Poster vor.

Am zweiten Tag (11. Oktober) wurde in mehreren Vorträgen die Bedeutung von Gewalt und ihrer Ritualisierung im Kontext unterschiedlicher Fundstellen aus Mitteleuropa und dem Nahen Osten gezeigt - aber auch aus dem jeweiligen iranischen und tibetischen Kulturkreis in Bezug auf die sog. „Himmel- bzw. Luftbestattung“, wovon Herr Dr. François Bertemes (Halle) berichtete. Bemerkenswert waren u.a. die Vorträge zu den Massengräbern aus Halberstadt von Herrn Dr. Christian Meyer (Goslar) und Salzmünde von Frau Dr. Susanne Friedereich (Halle) als Überblick der mesolithischen und neolithischen Praktiken und kulturellem Wandel im regionalen Bereich von Sachsen-Anhalt. Für mich persönlich interessant waren insbesondere der Vortrag von Herrn Dr. Fabian Haack (Stuttgart) über rituelle Gewalt in der Fundstelle aus Herxheim, Rheinland-Pfalz (Abb. 2), sowie der Vortrag von Herrn Dr. André Spatzier (Esslingen) und Herrn Marcus Stecher (Mainz) über das Ringheiligtum in Pömmelte, Sachsen-Anhalt, und die dort gefundenen menschlichen Skelette. Herr Spatzier berichtete als Grabungsleiter über die archäologischen Ergebnisse seiner Arbeit und Herr Stecher ergänzte aus seiner Sicht als Anthropologe mit Informationen zu gewalttätigen Spuren an den Knochen der Fundstelle.
 
Abb. 2. Herr Dr. Haack berichtet über Herxheim
Für weitere Einblicke in die Tagung übergebe ich nun gerne an meinen Kollegen David Usieto Cabrera:

The second day of the conference was also set within the research topic of this year’s conference: “Ritual Gewalt – Rituale Gewalt”, but this time the main focus was European Prehistory as well as the Ancient Middle East and Egypt. 

Within this line, it is worth mentioning the speech by Prof. Hafford from Penn Museum about the Royal Cemetery of Ur and the new outcomes regarding the well-known ritual killing from the cemetery. His project “Ur Online” offers an insight into the unique site of Ur, near Nasiriyah in southern Iraq, one of the largest and most important cities of ancient Mesopotamia. Excavations at Ur between 1922 and 1934 by Sir Leonard Woolley, jointly sponsored by the British Museum and the Penn Museum, uncovered Ur’s famous ziggurat complex, densely packed private houses, and the Royal Cemetery. The speech proposed the new outcomes on the study of Human Sacrifice taken place at the Royal Cemetery, where Woolley uncovered 16 tombs that he designated as "Royals" due to the findings: high number of spectacular grave goods as well as human offerings (from 2 bodies up to 70 aprox), interpreted as royal attendants. 

Headdress of Sumerian queen Puabi
Image 3: Head piece of Queen Pua-bi, from Royal Cemetery of Ur (Penn Museum)

After various speeches focusing on the German site of Salzmünde, and the Egyptian site of Hierakonpolis, we headed to the Landesmuseum where we shared very interesting perspectives to enrich our research projects. There was a dinner and a small cocktail-meeting to go through the conference in an informal context. 

The last day of the conference focused mainly on ancient Mesoamerican cultures, as well as modern and contemporary studies, such as the Valle de los Caídos in Spain and how it can be seen as a modern domination and religious control over the cosmogonic vision of Spanish people (image 4). It is also worth mentioning that this speech is taking place in the middle of a problematic political situation where the body of the dictator Francisco Franco is being removed from el Valle de los Caídos. 


Image 4: Conference about "Valle de los Caidos"





Image 5 and 6. Halle main street.



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