Workshop mit Prof. Dr. Marianne Bechhaus-Gerst zum Thema "Postkoloniale Theorien in 'vormodernen' Gesellschaften – Begegnungen, Konzepte, Prozesse"
Ein Beitrag von Dominic Bärsch.
Am 10.11.2016 veranstaltete Marianne Bechhaus-Gerst als Gastwissenschaftlerin des Graduiertenkollegs einen Workshop zum Thema "Postkoloniale Theorien in 'vormodernen' Gesellschaften – Begegnungen, Konzepte, Prozesse", an dem die Mehrzahl der Graduierten teilnahm.
Im Rahmen dieses Workshops
stellte Frau Bechhaus-Gerst zunächst ausgewählte Theorien aus dem Bereich der
sogenannten Postcolonial Studies vor,
die sich mit der Analyse von Kulturkontakten und Machtstrukturen beschäftigen,
vor allem aber auch die Dekonstruktion von Essentialismen und binären
Oppositionen des kolonialen Diskurses zum Gegenstand haben. In der Diskussion
dieser Theorien wurde daraufhin immer die Frage aufgeworfen, wie diese Ansätze
für die von den Graduierten untersuchten Kulturen nutzbar gemacht werden
können.
In diesem Zusammenhang zeigte
sich, dass vor allem die Überlegungen des indischen Theoretikers Homi Bhabha
für die Arbeit mit vormodernen Konzepten anwendbar sind. Dieser beschäftigt sich
unter anderem mit der Frage von Hybridisierungen, die zwangsläufig beim
interkulturellen Kontakt entstehen. Beispiele solcher Hybridisierungsprozesse finden
sich auch in den Arbeiten der Doktorandinnen und Doktoranden, die anschließend
einige solcher Fälle diskutierten. In den Worten Bhabhas sind "all forms of
culture (…) continually in a process of hybridity" (Fn. 1), womit
gemeint ist, dass nicht nur bei Kontakten zwischen Kulturen, sondern auch
zwischen einzelnen Subjekten stets Hybride auftreten, die kulturelle
Zusammenhänge, Ideen und Konzepte ändern können. Vor diesem Hintergrund machte
Frau Bechhaus-Gerst auf García Canclinis aufmerksam, der Hybridität als die
Fähigkeit einer Kultur definiert, Ideen aus früheren Zusammenhängen oder aus
einer anderen Kultur aufzunehmen, um sie dann in abgewandelter Form in einen
neuen Kontext einzufügen, wodurch sich auch der Kontext ändert, in den diese
Ideen eingefügt werden.
Im Anschluss stellte Frau
Bechhaus-Gerst noch einige Beispiele aus ihrer eigenen Forschung vor, die einen
praktischen Einblick in die Übertragbarkeit der postkolonialen Theorien in
vormoderne Forschungsgegenstände illustrierten. Eine Abschlussdiskussion
rundete den thematischen Block ab und entließ die Doktoranden mit wertvollen
Anregungen für ihre eigenen Arbeiten.
Fußnote:
(1) Homi K. Bhabha, Nation and Narration, New York 1990, 211.
Kommentare
Kommentar veröffentlichen