Blogbeitrag zu den Vorträgen von Dominic Bärsch und Tristan Schmidt in der Plenumssitzung vom 28. April 2016

Ein Beitrag von Katharina Hillenbrand.
 

Am 28. April 2016 gaben Dominic Bärsch und Tristan Schmidt in zwei separaten Vorträgen Einblicke in den aktuellen Stand ihrer Arbeiten.

Den Anfang machte Dominic Bärsch mit seinem Vortrag "Räume des Untergangs". Diesem stellte er zunächst einige Überlegungen zum Begriff des Konzeptes voran, den er seiner Arbeit zugrunde legt. Nach bisherigem Stand lasse sich erkennen, dass Konzepte vom Weltuntergang in zwei Richtungen gedacht würden, nämlich einerseits als analeptisch, also als Ereignisse, die bereits stattgefunden haben und andererseits als proleptisch, also als in der Zukunft eintreffend. Die zahlreichen Einzelkonzepte bestünden aus einer beschränkten Anzahl von Wissensbausteinen, die bei der Übernahme eines Konzeptes durch einen Rezipienten ausgetauscht werden könnten, so dass ein Rezeptionsprozess auch immer einen Transformationsprozess darstelle.

Anschließend führte Dominic Bärsch die Hauptmethoden seiner Arbeit an, zum einen "Intertextualität und Wissen", zum anderen "Narratologie". Im ersten Feld untersucht er, wie durch unterschiedliche Zitier- oder Anspielungsstrategien Verbindungen zu Prätexten und in diesen verhandelten Wissensbausteinen hergestellt und dadurch Konzepte konstruiert werden. Die zweite methodische Annäherung, die auch im Zentrum seines Vortrags stehen sollte, beschäftigte sich mit der Frage, wie und durch welche narrative Mittel literarische Texte erzeugt werden, die wiederum Weltuntergangskonzepte enthalten.

Zur Verdeutlichung wählte er die narrative Erzeugung von Räumen und stellte dazu die Grundthese auf, dass literarische Raumkonzeptionen immer an Inferenz-Prozesse der Rezipienten gebunden sind, die durch einen Rückgriff auf ihr Langzeitgedächtnis und das darin gespeicherte Wissen einen Raum erst imaginieren können. 

In vier Textbeispielen veranschaulichte Dominic Bärsch, wie in unterschiedlichen Flutbeschreibungen Ansätze von Raumbeschreibungen zu erkennen sind, die jedoch von der Ergänzung durch das Hintergrundwissen der jeweiligen Rezipienten abhängen. Zudem konnte gezeigt werden, wie die Dichotomien des natürlichen Raumes – beispielsweise von oben und unten – umgekehrt werden, um zu verdeutlichen, dass bei einem Untergang der Welt in Wasser die natürliche Ordnung der Dinge vollständig umgekehrt wird, was zudem durch verschiedene adynata in den Texten unterstrichen wurde.

Nach einer regen Diskussion folgte der Beitrag von Tristan Schmidt mit dem Thema "Die Bildlichkeit des Raubtiers als Mittel der Ausgrenzung und Entfremdung sozialer Gruppen in der byzantinischen Hofliteratur (XII. Jhd.)".

Die Präsentation behandelte pejorative Tiersymbolik, die im herrscherbezogenen politischen Diskurs des byzantinischen 12. Jahrhunderts dazu eingesetzt wurde, soziale Gruppen und Einzelpersonen, die aus Sicht der Autoren als fremd und bedrohlich wahrgenommen wurden, zu charakterisieren, zu diffamieren und auszugrenzen. Dazu nahm Herr Schmidt enkomiastische Reden sowie Historiographie und Chroniken in den Blick, die im genannten Zeitraum im Umfeld des Hofes in Konstantinopel entstanden und rezipiert wurden.

Der Vortrag widmete sich vor allem der Bildwelt des wilden und bedrohlichen Raubtieres. Diese wurde sowohl auf ethnisch-geographisch fremde Gruppen bezogen, als auch, um Personen, die den eigenen Normen und Werten (scheinbar) zuwiderhandeln, auszugrenzen. Gerade der bis in die Antike zurückreichende Barbarendiskurs übte hier großen Einfluss aus. Die Bildlichkeit des wilden Tieres ist zudem mit weiteren Modellen verknüpft, wie jener des kaiserlichen Guten Hirten.

In einem zweiten Teil stellte Herr Schmidt dann ein spezielles Motiv und dessen symbolischen Gehalt genauer vor, nämlich das Bellen des Hundes. Während der Hund in verschiedenen Diskursen, etwa im Zusammenhang mit in der Aristokratie beliebten Jagdbeschreibungen, sehr positiv konnotiert war, konnte er auch als pejoratives Bild genutzt werden, das die Aus- und Abgrenzung einer bestimmten Gruppe oder Person bedient. Aspekte wie Unreinheit, Tollheit und eine Verbindung zum Dämonischen kommen bei diesen Zuschreibungen zum Tragen. An diesem speziellen Beispiel wurde gut erkennbar, wie ein bestimmtes Bild, in diesem Falle das des Hundes, je nach Kontext positiv wie negativ behaftet sein konnte und damit sehr vielschichtig interpretierbar war. In diesem Fall dominierten bestimmte negative Aspekte, die auf bestimmte Gruppen – hier fremdgläubige Gegner und Häretiker – übertragen werden 

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